Natürlich hätten wir bei diesem Projekt auch unserer Intuition folgen können… Kann man machen, muss man aber nicht. Denn es geht ja bei der Implementierung des Strukturmodells zur Entbürokratisierung der Pflegedokumentation eben nicht nur um den Austausch oder Wegfall von Papier, sondern um einen umfangreichen Veränderungsprozess.
Also haben wir einen Klassiker bemüht, uns dabei zu unterstützen. John P. Kotter hat in seinem Buch „Leading Change“ alle wesentlichen Phasen eines Veränderungsprozesses aufgeführt.
Jede Phase hat so ihre Tücken, deshalb ist es gar nicht so schlecht, ein paar Tricks und Kniffe auf Lager zu haben. Das ist unsere Acht-Punkte-Quintessenz für unser Projekt:
- Auch wenn es (gefühlt) niemals den passenden Zeitpunkt für eine umfassende Veränderung gibt, ist es richtig sich dieser zu stellen, wenn die Dringlichkeit offensichtlich ist: In Bezug auf unsere überbordende Pflegedokumentation war es an der Zeit für eine Erlösung der Pflegekräfte von überflüssigem Ballast.
- Wer selbst begeistert ist, kann auch andere begeistern. Die Leitung muss einhundertprozentig hinter dem Projekt stehen, braucht Feingefühl und einen langen Atem, denn sie geht mit großem Engagement voran.
- Man braucht einen gut durchdachten Plan. Trotzdem ist es notwendig, immer wieder nach links und rechts zu schauen und aktuelle Bedingungen zu berücksichtigen.
- Ein Projekt wie die Implementierung des Strukturmodells, das den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern viel abverlangt, braucht eine mitreißende Kick-off-Veranstaltung. „Mitnehmen“ ist das Ziel.
- Leidenschaftliche Schulungen, intensives Coaching der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und wertschätzende Kommunikation tragen zum Engagement in der Umsetzung des Projektes und zu nachhaltigen Ergebnissen bei.
- Wenn Meilensteine gesetzt werden, können auch kurzfristige Erfolge gefeiert werden. Es ist ganz wichtig, bewusst innezuhalten und ein erreichtes Ergebnis zu würdigen, denn die anschließende Verstetigung ist ein langwieriger, schwieriger Prozessabschnitt.
- Wenn die Implementierung des Strukturmodells gelungen ist, müssen sich weitere Veränderungen anschließen, z.B. die Reorganisation von Arbeitsabläufen.
- Das Strukturmodell rückt die pflegebedürftige Person wieder in den Mittelpunkt des Geschehens, auch der Dokumentation. Ein wesentliches Element ist der Verständigungsprozess über Pflege- und Betreuungsmaßnahmen. Die Veränderungen bringen mit sich, dass die Pflegekräfte mehr Verantwortung übertragen bekommen und wieder viel mehr eigene fachliche Entscheidungen treffen. Und das können sie sehr gut, weil sie es gelernt haben. Das bedeutet aber auch, dass die Leitung „loslassen“ muss und die neue Kultur in der Einrichtung verankert und weiterentwickelt wird. Keine leichte Sache, kollegiale Beratung mit anderen Führungskräften und absolute Rückenstärkung durch die oberste Leitung bieten einen unterstützenden Rahmen.
Was sind Ihre Erfahrungen? Welche Fachliteratur und welche Methoden verwenden Sie am liebsten und warum?
Wir freuen uns auf Ihren Kommentar.