Ich möchte etwas für meine Hände tun…

– Einblicke in die Handfunktions-Entspannungstherapie

Es ist Freitag, 11.00 Uhr… Peter Lilienthal, Ergotherapeut im Paritätischen Seniorenwohnen am Rosengarten, beginnt mit der Handfunktions-Entspannungstherapie. Die sechs Bewohnerinnen, die am Tisch Platz genommen haben, wissen schon, was jetzt kommt. Denn sie sind nicht das erste Mal hier.

 

An jedem Platz steht ein Korb, gefüllt mit handwarmen Wickensamen, darüber liegt ein gefaltetes Handtuch. Sie streifen ihre Uhren ab, krempeln die Ärmel hoch, falten das Handtuch auseinander und platzieren das Körbchen auf ihrem Schoß (quasi fest eingeklemmt zwischen Körper und Tisch).

Die Teilnehmerinnen werden gebeten sich zurückzulehnen und sich zu entspannen. Mit seiner ruhigen, tiefen Stimme beginnt Herr Lilienthal die Therapieeinheit: „Ich möchte heute etwas für meine Hände tun. Sie sind müde. Manchmal schmerzen die Gelenke. Sie sehnen sich nach Ruhe und Entspannung.“

Die Teilnehmerinnen werden aufgefordert, mit ihren Händen in die schönen warmen Wickensamen einzutauchen und ihre Hände darin zu bewegen.

 

Danach werden alle Handtücher zusammengefaltet und die Körbchen beiseitegestellt.

Nun kommt der anstrengendste Teil: Jede Teilnehmerin nimmt sich einen Igelball und massiert nun zunächst die Unterseite der Unterarme, dann die Oberseite der Unterarme. Danach sind die Oberarme, die Hände und die Finger dran.

Dazu gibt Herr Lilienthal ganz klare Anweisungen: es wird immer erst die linke und dann die rechte Seite bearbeitet, alle Übungen folgen in zwei Wiederholungen.

Sieht gar nicht so leicht aus, links und rechts so schnell zu koordinieren. „Als ehemalige OP-Schwester ist das für mich keine große Sache. Da durfte man auf keinen Fall die Seiten vertauschen.“, sagt Frau Hoffmann, eine der Teilnehmerinnen, anschließend.

Nach jeder einzelnen Übung wird ausgeruht: „Lassen Sie bitte jetzt den Ball ruhen, lehnen Sie sich zurück und entspannen Sie.“ Genüsslich schließen alle für einen winzigen Moment die Augen.

Nach diesem Hand- und Fingertraining erhalten alle ihre Körbchen wieder zurück, breiten noch einmal das Handtuch aus, stellen das Körbchen auf ihren Schoß und bewegen ihre Hände kraftvoll durch die warmen Wickensamen.

Schließlich folgt der schönste Teil der Therapieeinheit. Herr Lilienthal bittet die Teilnehmerinnen sich zurückzulehnen, die Augen zu schließen und sich mit ihm auf eine Gedankenreise zu begeben.

Und den entspannten Gesichtern ist zu entnehmen, dass sie wirklich bei der ersten Frühlingssonne ein paar Schritte durch den Wald gehen…

Nach der Handfunktions-Entspannungstherapie sind sich die Teilnehmerinnen einig: Alle waren aktiv und haben etwas für ihre Hände getan. „Seitdem ich das mitmache, habe ich wieder ein besseres Gefühl in meinen Fingerspitzen.“, meint eine Teilnehmerin. Und eine andere fügt hinzu: „Ich habe Rheuma. Die Handtherapie ist etwas, wo ich unabhängig von Medikamenten, die ich einnehmen muss, selbst etwas für mich tun kann.“ Die Wärme hat eine beruhigende Wirkung und hat nicht nur den Händen, sondern auch der Seele gutgetan.

Wollen Sie das auch mal probieren? Hier sind noch einige Tipps von Peter Lilienthal:

Körbchen:

Ich habe lange nach einem Gefäß gesucht, das für die Bewohnerinnen und Bewohner geeignet ist. Es muss auf jeden Fall rund sein und zwischen Tisch und Körper passen, wenn man am Tisch sitzt. Ein entspanntes Sitzen muss möglich sein, das den Schulter-Nacken-Bereich nicht belastet.

Wickensamen:

Ich habe früher mit Rapssamen gearbeitet, aber wenn sie verschüttet werden, springen sie durch den ganzen Raum und verunsichern die Bewohnerinnen und Bewohner.

Wickensamen sind träge und gehen nicht so schnell über den Körbchenrand hinaus. Die etwas gröbere Struktur sorgt für einen guten Massageeffekt.

30 Minuten vor der Therapieeinheit werden die Samen in der Mikrowelle erwärmt. Die Temperatur muss wohltuend warm (also nicht heiß) sein.